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Die Vorgeschichte
Die Vorgeschichte
Auch wenn es sich manchmal so anfuehlt. Die Entscheidung
fuer einige Monate in die USA zu gehen kam nicht ueber Nacht. Der Beginn der
Lovestory allerdings schon.
Mein damaliger Freund war schon seit einiger Zeit bei seinen
Eltern, an einem kleinen Fleckchen in Afrika zu Besuch und irgendwo zwischen
staendig von Mama bekocht werden und mal endlich so richtig den Pascha
auskehren koennen, vergass er mir dann Bescheid zu geben, wann genau er
wiederkommen wolle. Und ob ueberhaupt. Als ich mich dann eines Nachts im
kalten, riesigen Bett hin- und herwaelzte und sehnsuechtig auf irgend ein
Zeichen meines Liebsten wartete, kam ein ganz anderes. Zwei zugegebenermassen
ziemlich attraktive California-Beach-Boys hatten mir bei Facebook eine
Freundschaftsanfrage gesendet. Ich nenne die beiden jetzt einfach mal ganz
unkonventionell Kevin und Justin. Was sich in Deutschland so anhoert wie zwei,
die es defintiv nie weiter bringen werden als zum Schulabbrecher mit anschliessender
KFZ-Lehre, klingt in America doch wie
von Engelszungen gesungen und versprueht unweigerlich einen Hauch von
Star-Appeal. Oder empfinde nur ich das so?
Nachdem ich die Anfragen dann einfach mal angenommen hatte,
widmete ich mich wieder meiner
allnaechtlichen Beschaeftigung. Ich fragte mich, warum ich es mit diesem
unzuverlaessigen Arsch so lange ausgehalten hatte und schlummerte darueber
friedlich ein.
Am naechsten Morgen dann leuchtete auf meinem Handy eine
Nachricht von Justin auf, die ich neugierig oeffnete. Er waere ein Freund von
Inna, der Schwester einer Arbeitskollegin und Freundin. Zudem stellte er einige
lapidare Fragen ueber mein Alter, meinen Beruf…das Uebliche. Was nicht ueblich
war: Ich ueberlegte tatsaechlich zu antworten. Dabei wusste ich doch wie mein
Freund darauf abging, aber es reizte mich und ich redete mir schliesslich ein,
dass ich so wenigstens mein Englisch etwas aufpolieren koenne. So antwortete
ich und er antwortete und ich und er, bis es irgenwann unweigerlich zu der
Frage kommen musste ob ich einen Freund haette. Und ich auch nicht luegen
wollte. Und ich es zugeben musste. Und er ploetzlich schwieg. Und ich mich
aergerte. Und er dann doch schrieb. Und ich erleichtert war.
Als mein Ex-Freund sich dann zwei Tage spaeter doch
herbequemte, hatte ich das Gefuehl, dass ich zu diesem Amerikaner innerhalb von
48 Stunden eine engere Bindung aufgebaut hatte, als zu meinem Freund in 3 ½
Jahren. Weird! An der Trennung fuehrte kein Weg vorbei, auch unabhaengig vom
Ami.
So folgte, neben der Schlammschlacht mit meinem Ex eine virtuelle
Romanze mit einem Mann, den ich ja eigentlich gar nicht kannte, aber durch
Messages und Telefonate immer mehr zu kennen glaubte. Ich war verliebt in einen
Fremden!
Die Diskussion, ob wir uns denn mal live treffen koennten,
kam schnell. Da die Amerikaner ja
tatsaechlich nur zwei Wochen pro Jahr (what the fuck!!) Urlaub haben, fragte er
mich, ob ich nicht kommen wolle. Doch abgesehen vom reichlich knappen Einkommen, wollte ich nach
dieser auszehrenden deutsch-afrikanischen Odyssee auch einfach mal, dass jemand
etwas fuer mich tut. Und er willigte ein zu kommen. Geplant war sein kurzer Besuch schon
fuer Ende September. Doch er verschob ihn immer wieder, da er arbeitstechnisch
sehr eingespannt waere. Er arbeitet in einer Software-Firma als Sales-Manager.
Irgendwann glaubte ich nicht mehr daran, dass er wirklich kommen wuerde.
“Die Amerikaner sind oberflaechlich, wenn du dorthin kommst
hast du 30 Freunde, sei froh, wenn dir nach wenigen Wochen noch einer bleibt!”,
hatte mein Papa kritisch zu bedenken gegeben.
Dann aber geschah das Unfassbare. Er hatte tatsaechlich
einen Flug nach Duesseldorf gebucht, er wuerde am 6. November kommen. Ich konnte
mein Glueck kaum fassen, traute dem Braten aber erst, als er am besagten Tag
tatsaechlich in den Flieger stieg und nach 9133 Kilometern (Ja, ich habe
gegoogelt) den deutschen Boden erreichte. Er war dem Boden naeher, als ich
dachte, d heisst, ich hatte ihn mir etwas groesser erhofft. Aber
“Shit happens”, da haette Quasimodo kommen koennen, meine Erwartungen haetten
nie zugelassen ihn nicht zu wollen.
Also fuhren wir in die Big City Wuppertal, um den Knoten,
der sich unweigerlich in unser beider Zunge befand (also so rein verbal
gesehen!) platzen zu lassen. Und er platzte schnell, so ungefaehr drei bis vier
Tequila spaeter. Danach broeckelte allerdings auch ein Teil meiner Erinnerung,
also an den ersten Kuss, kann ich mich leider nur noch in so fern dran
erinnern, als dass er von mir ausging. Das ist nicht billig, da habe ich fast
drei Monate drauf gewartet! Wie sollte man auch leicht zu haben sein, wenn doch
ueber Monate hinweg eine so grosse Distanz zwischen einem liegt. Noch zwei
Saetze zu dem Thema und ich glaube irgendwann selbst daran, dass ich ihn habe
zapeln lassen. Lassen wir das!
Als wir dann irgendwann zwischen fruehem Abend und fruehem
Morgen (ich sage ja, ich habe Erinnerungsluecken) nach Hause kamen, landeten
wir zusammen im Bett – angezogen wohlgemerkt. In genau der Kluft, die wir am
Vorabend getragen hatten. Mit Kontaklinsen und einem geschaetzten Pegel von
4,35 Promille (es ist wirklich nur geschaetzt!!).
Morgens, als wir beinahe gleichzeitig aufwachten, waren die
brennenden Augen das geringste Problem. Warum tut man sich das eigentlich immer
wieder an? Den ersten Kuss (und alle nacholgenden, wenn da den welche waren)
vergessen und einen Kopf, als waere man am Vorabend mit Wladimir Klitschko in
den Ring gestiegen. Doch der Kampf gegen die Uebel- und Muedigkeit hatte gerde
erst begonnen.
Fortsetzung folgt bald...
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